Bettnässen bei Erwachsenen - was hilft wirklich?
Unfreiwilliger Urinverlust in der Nacht. Bettnässen, medizinisch Enuresis nocturna, darunter leiden auch Erwachsene. Ein unangenehmes Thema mit großem Leidensdruck. Warum kann es im Erwachsenenalter zum Bettnässen kommen? Was können Sie selbst gegen Bettnässen tun?
Warum kommt es zum Bettnässen bei Erwachsenen?
Normalerweise wacht man nachts auf, wenn die Blase voll ist. Dieser Mechanismus bildet sich in den Kinderjahren aus. Ab dann können Kinder bis ins Erwachsenenalter ihre Blase kontrollieren. Sie kann jedoch, auch bei Erwachsenen, aus verschiedenen Gründen wieder außer Kontrolle geraten.
Reizblase, überaktive Blase, OAB (overactive bladder syndrom)
Die Reizblase ist die häufigste Ursache für Benässen bei Erwachsen. Eine überaktive Blase steckt in über 70 Prozent der Fälle dahinter. Wobei die Reizblase auch nur ein weiteres Symptom ist, das unterschiedliche Ursache haben kann.
Aus hormonellen, neurologischen, metabolischen, psychischen oder anatomischen Gründen können die Blasenmuskeln nicht mehr richtig entspannen. Die Kapazität der Blase ist dadurch eingeschränkt. Oder es besteht eine gestörte Blasenfunktion. Ein starker und häufiger Harndrang lässt sich in der milden Form noch steuern. In der stärksten Ausprägung kommt es zu einer Dranginkontinenz. Damit zwangsläufig auch zum nächtlichen unwillkürlichen Harnabgang, zum Bettnässen.
Beckenbodenschwäche und Prostatavergrößerung
Beides sind weitere mögliche Ursachen von Bettnässen bei Erwachsenen. Allerdings sind sie unterschiedlich auf die Geschlechter verteilt.
Bei Frauen kommt es häufiger zu einem Kontrollverlust des Harnabgangs durch eine Beckenbodenschwäche als bei Männern. Das ist den grundsätzlich schwächeren Strukturen im Beckenboden geschuldet. Schließlich muss dieser Bereich besonders dehnbar sein.
Bei Männern ist es die Vergrößerung der Prostata, die auf den Blasenhals und den oberen Teil der Harnröhre einwirkt. Dadurch kann es zu einer Überlaufinkontinenz kommen.
Gestörte ADH-Produktion
Das antidiuretische Hormon aus dem Hypothalamus sorgt in der Nacht dafür, dass die Nieren weniger Urin produzieren. Dieser Prozess wird gestört indem entweder nicht genügend ADH produziert wird oder die Nieren die Signale nicht empfangen können. Dann geht die Urinproduktion auch in der Nacht unvermindert weiter. Die Blase kann diese Urinmengen nicht mehr halten. So kommt es in der Nacht zu einem unfreiwilligen Urinabgang.
Weitere Ursachen
- genetische Veranlagung
- abnorm fester Schlaf (schwere Erweckbarkeit)
- Schlafapnoe (Atemprobleme, Schnarchen)
- psychosomatische Ursachen (Stress, Traumata)
- Alkohol und Medikamente
- Krankheiten im Blasen- und Harnröhrenbereich (Entzündungen, Steinbildung, Krebs)
- Stoffwechselstörungen
Bettnässen bei Erwachsenen, wann zum Arzt?
Grundsätzlich sollte Bettnässen im Erwachsenenalter urologisch nach Ursachen untersucht werden. Nur in den wenigsten Fällen löst sich das Problem von selbst.
Ein Tagebuch könnte weiterhelfen
Darin sollten folgende Informationen vermerkt werden:
- die Häufigkeit (wie viele nasse/ trockene Nächte)
- falls möglich, eine ungefähre zeitliche Einordnung
- wieviel Urin ausgeschieden wird
- Flüssigkeitsaufnahmemenge und -zeiten während des Tages
- Art der Getränke
- Urinabgang und -verhalten während des Tages
Bettnässen bei Erwachsenen - was hilft wirklich?
Physiotherapeutischer Ansatz
- Blasentraining
- Beckenbodentraining
Was können Sie selbst gegen Bettnässen unternehmen?
Unabhängig von der ärztlichen Diagnose und der Dauer einer Therapie, gibt es Maßnahmen, die Sie selbst sofort ergreifen können. Bestimmte Tricks und vor allem Hygienezubehör helfen, sodass es in keinem Fall zu einem bösen Erwachen kommt.
Verhaltensänderungen
Die Hauptflüssigkeitsmenge sollten Sie tagsüber zu sich nehmen. Reduzieren Sie das Trinken am Abend. Vermeiden Sie dann besonders Alkohol, Säfte und koffeinhaltige Getränke, da sie harntreibend wirken. Bei einer psychosomatisch bedingten nächtlichen Inkontinenz gehören Gespräche und Verhaltenstherapien unter fachlicher Anleitung zum Lösungsweg.
Die richtigen Inkontinenz Hilfsmittel gegen Bettnässen
Inkontinenz-Schutzauflagen
Auf der sicheren Seite sind Sie mit den passenden Inkontinenz Hilfsmitteln. Für die Matratze gibt es Auflagen, die Flüssigkeiten ins Innere leiten. Die Oberfläche bleibt angenehm trocken und die Feuchtigkeit dringt nicht zur Matratze durch. Die Auflagen gibt es für einen Teilbereich oder flächendeckend.
Inkontinenz-Unterwäsche
Schutzunterwäsche ist eine bequeme Möglichkeit die Matratze zu schonen. Im Gegensatz zu Einlagen und Vorlagen, können sie nicht so leicht verrutschen. Es gibt sie waschbar und in der Einweg-Variante. Die Formen reichen von dezenten Windelslips über Windelpants bis hin zu kompakten Inkontinenzhosen.
Alarmsysteme für die Nacht
Sie schlafen tief und fest? Nicht einmal der Harndrang kann sie wecken? Dann können diverse Alarmsysteme weiterhelfen. Sie dienen auch als Konditionierung, um bei Harndrang aufzuwachen. Die einfachste Möglichkeit ist es, ein- oder zweimal nachts den Wecker zu stellen, damit die Blase rechtzeitig entleert werden kann. Im Inkontinenzzubehör-Handel sind "Klingelmatten" und "Klingelhosen" erhältlich. Sie sind mit einem Sensor für Flüssigkeiten ausgestattet und geben bei den ersten Tropfen Alarm oder sie vibrieren diskret.
Hausmittel gegen Bettnässen
Die Vorteile alter Hausmittel sind ihre Verfügbarkeit in jedem Haushalt und das Fehlen von Nebenwirkungen. Warum nicht mal ausprobieren?
Lebensmittel wie Senf, Honig, Walnüsse, Kürbiskerne und Zimt sollen gegen Bettnässen helfen. Ebenso eine Entspannungsmassage mit warmem Öl vor dem Zubettgehen.
Heilkräutertees aus Schachtelhalm, Wermut, Eichenrinde, Zitronenmelisse oder Lycopodium werden bei nächtlicher Inkontinenz empfohlen.