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Obstipationsprophylaxe – kleine Veränderungen mit großer Wirkung

Larissa Köberlein | Lesedauer: 6 Minuten | 09.09.2022

Sie pflegen einen lieben Menschen. Leider erleben Sie, dass dieser immer mal wieder Verdauungsprobleme hat und dann vor allem an Verstopfung leidet? Das muss nicht sein! Wir zeigen Ihnen, welche Maßnahmen Sie zur Vorbeugung einer Obstipation ergreifen können. Los geht's: Die Umstellungen sind ganz einfach, damit die Obstipationsprophylaxe gelingt!

Obstipationsprophylaxe

Obstipation – was ist das überhaupt?

Definition Obstipation: Obstipation oder Verstopfung (auch „Stuhlverstopfung“) bedeutet in der Medizin eine erschwerte und weniger als dreimal wöchentliche Stuhlentleerung.

Unter Obstipation, auch Verstopfung oder Stuhlverstopfung, leidet eine Person, wenn sie nicht mehr in der Lage ist, Stuhl auszuscheiden. Die Darmentleerung ist gestört. Eine Konstipation ist ähnlich, dauert allerdings nicht so lange an.

Ausscheidung ist ein natürlicher Bestandteil des Lebens. Wir alle müssen dieser Notwendigkeit täglich eine gewisse Aufmerksamkeit zuwenden. Solange alles problemlos funktioniert, beachten wir dieses Thema nicht sonderlich. Stellen sich aber Störungen ein, fühlen wir uns unwohl, aufgebläht. Das kann bis hin zu Bauchschmerzen führen. Wenn Menschen nicht natürlich ausscheiden, werden sie ernsthaft krank.

Wie erkenne ich eine Obstipation?

Wie erkennen Sie als Pflegender von Angehörigen, dass der oder die Ihnen Anvertraute an Verstopfung leidet?

Anzeichen einer Obstipation sind:

  • starkes Pressen beim Toilettengang

  • schmerzhafte, verzögerte und erschwerte Stuhlausscheidung

  • Druck und Schmerzen im Oberbauch


Betroffene selbst verbinden mit einer Verstopfung häufig:

  • Gefühl der unvollständigen Entleerung

  • subjektive Beschwerden

  • feste Stuhlkonsistenz


Meist kommt bei einer Verstopfung harter und trockener Stuhl verzögert.

Was ist Obstipationsprophylaxe?

Unter einer Obstipationsprophylaxe versteht man alle medizinischen oder pflegerischen Maßnahmen, die verhindern, dass sich eine Obstipation (Verstopfung) entwickeln kann.

Die fünf goldenen Regeln der Obstipationsprophylaxe:

  • Bewegung

  • Ballaststoffreiche Ernährung

  • Ausreichend Trinken

  • Sanfte Bauchmassage

  • Wärme

Welche Arten von Obstipation gibt es?

  • akute Obstipation

  • chronische Obstipation

Was müssen Pflegende wissen?

Beschwerden einer akuten Verstopfung ähneln den Symptomen einer chronischen Obstipation.

Eine akute Verstopfung ist zwar selten, doch sollten Sie in diesem Zusammenhang Folgendes wissen: Wenn zeitgleich …

  • heftige Schmerzen auftreten

  • der Bauch anschwillt

  • Stuhl erbrochen wird

  • oder der Patient einen Schock erleidet

muss der Betroffene sofort medizinisch betreut werden! Dahinter könnte sich zum Beispiel ein Darmverschluss verbergen, der unbedingt eine zeitnahe Operation erfordert. Eine akute Verstopfung kann zudem infolge eines Schlaganfalls auftreten.

Obstipation – gar nicht so selten!

5 bis 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter chronischen Obstipationsbeschwerden. Die chronische Verstopfung ist also eine häufige Gesundheitsstörung.

Welche Ursachen kann eine Obstipation haben?

Ursachen einer Obstipation:

  • Bewegungsmangel

  • Muskelschwäche

  • Bettlägerigkeit

  • Fehlernährung

  • ballaststoffarme Ernährung

  • Medikamente (zum Beispiel Eisenpräparate Antiparkinsonmedikamente oder Opiate)

  • Krankheiten

  • Stress

Welche Maßnahmen zur Obstipationsprophylaxe bei zu pflegenden Angehörigen können Sie nutzen?

Bewegung und Ernährung sind das A und O der Obstipationsprophylaxe.

Obstipationsprophylaxe
Obstipationsprophylaxe Gemüse
Obstipationsprophylaxe Obst
Obstipationsprophylaxe  Getränke

1. Bewegung

Mit Bewegung Verstopfung vorbeugen

Bewegung und Sport fördern die Aktivität des Stoffwechsels und regen die Darmtätigkeit an. Auch ein einfacher regelmäßiger Spaziergang oder das Benutzen der Treppe statt des Aufzugs können bereits zur Obstipationsprophylaxe beitragen.

Gesunde Menschen bewegen sich in der Regel ausreichend. Damit bleibt auch der Darm in Schwung. Sorgen Sie dafür, dass sich auch die pflegebedürftige Person genug bewegt.

2. Ernährung

Ballaststoffreiche Ernährung ist dafür zuständig, dass der Darm etwas zu tun hat. Achten Sie also besonders auf ballaststoffreiche Kost Pflegebedürftiger!

Bei keiner gesunden Ernährung dürfen Obst und Gemüse fehlen. Vor allem Gemüse wie

  • Karotten

  • Kartoffeln

  • Kohlarten


zählen zur ballaststoffreichen Kost.

Bei Obst sollten vor allem getrocknete Früchte konsumiert werden. Besonders empfehlen wir:

  • getrocknete Birnen

  • Äpfel

  • Beeren


Tipp: Verzichten Sie weitgehend darauf, Weizenprodukte anzubieten! Setzen Sie stattdessen auf Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte.

Für Zwischenmahlzeiten eignen sich auch Nüsse und Samen. Weizenkleie, Flohsamen und Leinsamen helfen zudem, einer Obstipation vorzubeugen. Dabei ist es allerdings besonders wichtig, sehr viel zu trinken! Sonst kann sich eine Verstopfung sogar verschlimmern.

Milchprodukte wie

  • Molke

  • Buttermilch

  • Naturjoghurt

  • Kefir


enthalten viele Milchsäurebakterien und unterstützen die natürliche Darmflora.

Dasselbe gilt auch für Sauerkraut. Also greifen Sie zu: Diese Lebensmittel sind ideal für die Obstipationsprophylaxe bei Ihren pflegebedürftigen Angehörigen.

Praxistipps:

  • Tipp 1: Weichen Sie Dörrobst, wie Pflaumen oder Feigen, in einem Glas Wasser über Nacht ein und geben Sie es der von Ihnen betreuten Person am nächsten Tag.

  • Tipp 2: Geben Sie regelmäßigen fertigen Pflaumensaft zu trinken.

  • Tipp 3: Rühren Sie Milchzucker in Getränke oder Lebensmittel ein.


Was macht Milchzucker? Im Darm vergärt der Milchzucker zu Milchsäure und regt so die Darmaktivität an und stärkt die Darmflora.

3. Ausreichendes Trinken

Genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, ist für alle Menschen wichtig. Stellen Sie sicher, dass der betroffene Mensch, den Sie pflegen, genügend trinkt.

Erwachsene sollten mindestens 2 Liter pro Tag trinken. Allerdings müssen Personen, welche zum Beispiel an Herz- oder Nierenerkrankungen leiden, die individuelle Trinkmenge mit einem Arzt absprechen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zudem bei einer ballaststoffreichen Ernährung unerlässlich, damit diese aufquellen und ihre Wirkung entfalten kann.

4. Massage & Wärme

Gut verträglich ist auch oft eine sanfte Bauchmassage.

Tipp zur Bauchmassage: Massieren Sie den Bauch im Bereich des Dickdarms im Uhrzeigersinn für mindestens 5 Minuten.

Auch eine Wärmflasche oder ein Heizkissen kann gute Dienste leisten, denn Wärme entspannt. Achten Sie darauf, Wärmflaschen stets in ein Handtuch zu wickeln, damit keine Verbrennungen entstehen können.

Tipp für eine Bauchpresse: Für eine Bauchpresse (Bauchwickel) feuchten Sie ein Handtuch mit warmem Wasser an, drücken es aus und legen es auf den Unterbauch. Legen Sie darauf eine Wärmflasche und decken Sie alles mit einem trockenen Handtuch für ca. 15 Minuten zu.

5. Weitere praktische Tipps zur Obstipationsprophylaxe

  • Sorgen Sie für eine angenehme Atmosphäre bei den Mahlzeiten, um in Ruhe und langsam essen zu können

  • Vermeiden Sie Bananen, Schokolade und Weißmehlprodukte

  • Gewöhnen Sie den Darm des Pflegebedürftigen an feste, regelmäßige Zeiten für die Toilette

  • Geben Sie ein Glas warmes Wasser am Morgen auf nüchternen Magen

  • Achten Sie darauf, dass der Betroffene immer zur Toilette gehen kann, wenn er möchte.

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Fazit

Obstipation ist eine häufige Beschwerde. Sie haben aber viele gute und unkomplizierte Möglichkeiten an der Hand, um pflegebedürftigen Angehörigen zu helfen. So können Sie auch ohne Abführmittel dieses Problem vermeiden, damit Ihre Lieben wieder unbeschwert und mit Genuss essen können.

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